
Die demokratische Vernunft des Widerspruchs.
"Man muss mehr als leichtfertig sein, um noch ernsthaft bestreiten zu können, dass die westliche Demokratie in eine Krise geraten ist." Gregor Gysi
Wenn wir schon lesen, dann doch bitte die richtigen Dinge -- so finde ich. So nahm ich mir seit dem Tod meines Großvaters mir vererbte Bücher vor, die mir ganz freiwillig noch vor folgendem Tod meiner Großmutter zugeteilt wurden.
Kaum war er weg, ging sie kurze Zeit später auch. Sie wollte noch, vor allem allein sein. Beide bewunderten die Kraft, die Alleinsein mit sich bringt, verstanden es jedoch nie. Ich denke Omi wollte es noch wenige Tage vor ihrem Abschied erfahren - mit über 90 Jahren. Dass, das nicht gut gehen kann, war abzusehen.
Mein Großvater war Gelehrter. Er dozierte, las viel komplexes Zeugs, lernte bei der Sparkasse im zweiten Weltkrieg, lernte meine Großmutter kennen, die eigentlich auf dem Weg nach Hamburg war, aber im Dorf Anklam stecken blieb und wurde er später in die sogenannte Betriebsakademie in Warnemünde eingeteilt, um den Sozialismus zu lehren. Opi selbst war irgendwann überrascht, dass er erstens damals in keinem lebte, obwohl er es zuerst glaubte und zweitens war er noch überraschter über das, was ihn nach der Wende erwartete.
Seine Bibliothek umfasst die deutsche Geschichte, das Werk "DAS KAPITAL", sämtliche rechtliche Bücher, Lexika´s und viel Poesie. Poesie war Großmutters Liebling, besonders Blumen. Um es nicht zu übertreiben, belassen wir es bei der Aufzählung.
Mich schmerzt der Verlust heute noch - auch der Verlust meiner Großeltern väterlicherseits, denn letztere waren mitten im Krieg -- auf der Arbeiterseite. Ich möchte ihnen Löcher in den Bauch fragen, was jedoch nicht mehr möglich ist.
An dieser Stelle spreche ich die Empfehlung aus das zu tun, wenn noch Großeltern vorhanden sind.
Mich selbst - in meiner Geschichte - beruhigen die Bücher, die ich noch habe. Ich habe etwas in der Hand, die mir das Gefühl geben, dass alle Vier noch bei mir sind. Liest man erstmal, werden viele Dinge klar. Lustig sind auch die Lesezeichen in den Büchern meines Großvaters. Die Motivation waren somit nicht zugeknöpfte, dämliche Trutschen, sondern ganz Andere.
Kommen wir zurück zum Anfang des Textes mit der Aussage, dass es leichtfertig sei, heute noch an die Demokratie zu glauben.
Genau das passiert in langfristigen Zyklen über 100 Jahre des alten Kapitalismus. Es beginnt mit Wachstum, hin zum Wohlstandsziel, bedeutet jedoch Ausmerzung und Krieg ohne Pause, bis gar nichts mehr geht, weil die Funktion eben nicht durchdacht und schon gar nicht gesund ist. Die Kehrseite -- der Kommunismus ist stets die Antwort.
"Einen Mittelweg hat noch Keiner geschafft."
Daniela Sommerhoff