
Albert O. Hirschman war ein einflussreicher Ökonom und Sozialwissenschaftler, der für seine Theorie über **Exit, Voice and Loyalty** bekannt wurde. Diese Theorie beschreibt, wie Individuen oder Gruppen auf den Leistungsabfall von Unternehmen, Organisationen oder Staaten reagieren können, also auch auf Investitionen:
Exit (Abwanderung):
Wenn Menschen mit einer Situation unzufrieden sind, können sie sich entscheiden, die Organisation oder das Unternehmen zu verlassen. Zum Beispiel kann ein Kunde eine Marke wechseln, wenn er mit deren Produktqualität unzufrieden ist. Damit ist im größeren Sinne sogar gemeint, Systeme zu verlassen. Beispiel ist die französische Revolution. Anzumerken ist hier auch der Blick auf die stattfindende Migration, die Wahl von Fluchtorten sämtlicher Menschen aus nicht gut lebbaren Gebieten. Menschen suchen sich ganz automatisch und aus freiheitsliebenden Gründen bessere Systeme, die lebenswerter erscheinen und Unterstützung bieten. Deutschland und Andere wanderten einst auch in andere Gebiete und auf andere Kontinente. Das passiert nun mal und ist kein neues Phänomen.
Voice (Widerspruch):
Statt zu gehen, können Menschen ihre Unzufriedenheit äußern und versuchen, Veränderungen herbeizuführen. Dies kann durch Proteste, Beschwerden oder politische Beteiligung geschehen, so beschreibt es Hirschman. Weiter gedacht jedoch sind harmonische und effektive Lösungen des Widerspruchs richtige Investitionen.
Loyalty (Loyalität):
Weiterhin beschreibt Hirschman das Konzept der Loyalität als einen Zustand, in dem Menschen trotz bestehender Probleme weiterhin Staaten, Unternehmen oder Institutionen treu bleiben. Sie hoffen auf eine Verbesserung der Situation und sitzen es aus, anstatt aktiv einzugreifen. Dabei nehmen sie Missstände hin und äußern keine Kritik – unabhängig davon, ob sie diese gutheißen oder nicht. Diese Passivität wird oft von einer bewussten Ignoranz oder dem Wunsch nach Ablenkung verstärkt. Menschen vermeiden es, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, weil sie verlernt haben, auf ihre eigenen Bedürfnisse und Intuition zu hören. Infolgedessen schwindet ihre Resilienz zunehmend.
Hirschman argumentierte jedoch auch, dass eine starke Loyalität die Nutzung von „Voice“ fördern kann, da Menschen eher versuchen, eine Organisation zu verbessern, wenn sie sich ihr verbunden fühlen.
Was macht eine Gesellschaft mit dem Überschuss, also über dem Lebensnotwendigen, den sie erhalten?
Eine Frage, die Hirschman sich ebenso stellte und analysierte.
Eine moderne Gesellschaft heute ist ökonomisch und politisch so gesteuert täglich zu performen und zu produzieren, um für das BIP eines Landes zu sorgen oder auch um eigene Haushaltsdefizite auszugleichen, schlimmstenfalls bis hin zur Diagnose "Burn-Out". Fragt mal Krankenversicherer - die können das bestätigen. So ist zum Beispiel die Finanzdienstleistung in Tätigkeit der Geldanlageberatung mit sämtlichen auf dem Markt befindlichen Produkten mit Hilfe eines Anlegerfragebogens aufgebaut, um vorrangig Staatshaushaltsdefizite für das Umlageverfahren zu stopfen. Weiterhin und darüber hinaus entstehen Hypes in einer modernen Gesellschaft, die sich in der Geldanlage wiederspiegeln. Grundsätzlich gewählt vom "billigem Wachstum" getrieben. Beispiele sind: ETF´s oder auch der Bitcoin.
Der Kommunismus funktioniert nicht - das wissen wir (siehe Exit). Funktioniert aber auf Dauer die Gegenseite Kapitalismus? Wann kippt ein System? Gibt es etwas dazwischen? Kann man die freie Marktwirtschaft anwenden, ohne den Kapitalismus, als Zerstörungselement vornean zu stellen oder als einzige Lösung zu sehen?
Ein Fakt ist, dass die Funktion des Geldes im Kapitalismus auf Dauer nicht funktionieren kann, die geldpolitisch kreditbasiert und konsumorientiert ausgerichtet ist. Auch, wenn theoretisch nichts unmöglich ist, sind die Ressourcen auf der Welt endlich. Das ist am Allerwichtigsten zu kapieren.
Während der Eurokrise, ausgelöst 2010 durch die globale Finanzkrise 2008, die viele europäische Banken und Staaten in wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte, prägte Frau Angela Merkel den Begriff der marktkonformen Demokratie. Dieser Begriff beschreibt eine politische Ordnung, in der demokratische Prozesse so gestaltet werden, dass sie den Anforderungen des Marktes entsprechen. Dies jedoch führt dazu, dass wirtschaftliche Interessen über demokratische Prinzipien gestellt werden. Bedeutet, Regierungen können Gesetze und Maßnahmen ergreifen, die primär darauf abzielen, Großinvestoren und Finanzmärkte vorübergehend zu beruhigen. Gesetze sind weitreichend und erwischen demnach auch das VVG, LAG und SAG. Auch haben Experten aus Finanz- und Wirtschaftskreisen oft direkten Zugang zu politischen Entscheidungsprozessen und unterstützen technokratische Entscheidungsfindungen, nicht immer unbedingt für die Gesellschaft und sowieso nicht für die Natur.
Diese marktkonforme Demokratie ist somit nicht gesellschafts- und auch nicht naturfreundlich, sondern führt nur zur Vertuschung, Manipulation, kehrt unter den Teppich, ist arrogant und führt letztendlich zum Dritten Weltkrieg.
Fragen sind also:
Wann wird eine Exit-Strategie angewendet? Wird sie überhaupt angewendet und wenn, wie? Kann eine Gesellschaft überhaupt aussteigen? Macht es sogar Sinn, bevor territoriale Maßnahmen kapitalistischer Verflechtungen umgesetzt werden und ein System kippt? Wohin kippt dann ein System?
Viel mehr sollte es daher einen demokratiekonformen Markt geben. Ein wirtschaftliches System, in dem die Marktmechanismen so gestaltet sind, dass sie demokratische Prinzipien unterstützen, anstatt sie zu untergraben.
Die Wirtschaft wird so reguliert und Investitionen werden so gestaltet, dass sie den Interessen der Gesellschaft und der Natur dienen.
Ein demokratiekonformer Markt könnte folgende Merkmale haben:
1. Starke soziale und ökologische Regulierung: Unternehmen müssen sich an Regeln halten, die soziale Gerechtigkeit und echten Umweltschutz fördern.
2. Demokratische Kontrolle über wirtschaftliche Prozesse: Wichtige wirtschaftliche Entscheidungen werden nicht nur von Konzernen getroffen, sondern durch demokratische Institutionen beeinflusst.
3. Begrenzung von Monopolen und Machtkonzentration: Es gibt Mechanismen, um übermäßige wirtschaftliche Macht einzelner Akteure zu verhindern.
4. Transparenz und Mitbestimmung: Bürger haben Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen, etwa durch Beteiligung an Genossenschaften, durch öffentliche Debatten und Entscheidungen hin zur Beteiligung in zukunftsfähige Unternehmen, die regenerative und innovative Werte teilen.
An dieser Stelle wären wir also bei der Stimme: "The Voice".
Daniela Sommerhoff