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GUTES LEBEN.

Ist sie nicht süß?

 

Meine Mutti, nicht älter als 16 Jahre. Voller Vorfreude, Tatendrang, in gut situierter Familie aufwachsend und in Träumen verhaftet. Eingeboren in ein System der Kontrolle. Interessiert hat es sie wenig. Sie hatte wirkende Eltern, ihre Urlaube am Strand und ihren eigensinnigen Verstand. 

 

So lernte sie meinen Vater kennen, mit robuster Motortechnik unterm Hintern und absoluter Durchsetzungskraft in Umsetzung.

 

Mit Vater der Bildung aufwachsend, erlernte sie damals im Nebenstudium die Ökonomie und machte ihr Diplom mit zwei kleinen Kindern unterm Arm, während der Mann in Fähigkeit und Tätigkeit das Geld nach Hause schuf. Sie zählte es täglich.

 

Marktwirtschaft - ein großes Thema im Studium, doch nicht wirklich ausgelebt, denn die Wende sowie die Finanzdienstleistung kamen ganz unvorhergesehen um die Ecke - schnurstracks einmarschiert in unser Haus, typische Frikadellen mit Kartoffeln und Gemüse mitessend und "das Blaue vom Himmel" erzählend.

 

Das wurde dann ihr Einstieg in "Die Welt des Geldes". 

 

Erreicht hat sie damit jede Menge. Nicht nur ihren Traum "bei Hamburg" in der Lüneburger Heide einer eigenen Oase, die mit der Fertigkeit und Fähigkeit des Handwerks ihres erwählten Mannes erschaffen wurde, sondern schaffte dieser Wechsel auch den Start für ihre zwei Mädels. Die eine so - die andere so.

 

Zu gerne verdrängt sie alte Zeiten. Sie will sich nicht erinnern, sondern gesund bleiben. Aber, vermisst sie ihre Eltern, die ihr manchmal bei Seite standen, wenn die Sorgen zu groß zu wurden. Standen sie ihr wirklich beiseite oder ist es nur eine eigene, ausgedachte Märchengeschichte?

 

Heute ist meine Mutti fast 69 Jahre alt. Im November ist es soweit. Sie lebt ihren Traum, erlebt die Natur mit E-Bike, ihre Enkelkinder und ihr Dasein in Selbstbestimmung. Ihre Familie ist jedoch kaputt. Gemeinschaft gibt es nicht mehr. Wie es weitergeht, wenn irgendwann nicht mehr da, kann sie nicht beantworten. Bisher tut sie ihr Bestes für die Generationen danach.

 

Die Wenigsten sprechen darüber. Ich kenne auch andere Familien, die zu gerne so tun, als ob. Die Wahrheit liegt ganz weit weg von dem, was auf Anhieb ersichtlich ist. Selbst die, die in Dynastie machtstrebend unterwegs sind. Ich selbst erinnere mich an meine Großeltern, die auf einer Seite eigensinnig unterwegs waren oder auf anderer Seite unter Kontrolle und Aufsicht für die Nachbarn oder in Familie Etikette wahrend, trotzdem gestorben sind. 

 

Gewünscht hat Mutti sich:

 

"GUTES LEBEN IM ALTER!"

 

"Sie hatte klare Bilder und war sich sicher es zu schaffen."

 

Daniela Sommerhoff