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ANZUG MIT SUPERKRAFT.

Im Wohnzimmer auf der Couch zufrieden, doch auch wieder nachdenklich sitzt sie da. Gefunden hat sie ihn - DEN Anzug, genannt Exopulse Mollii Suit. Superkräfte soll er haben. Dieser Anzug verschafft mittels Knopfdruck eine Spastik zu reduzieren. “Geil!”, denkt sie, “will ich haben!” “Mit diesem Ding hüpfe ich wieder durch die Zimmer und kann auch zwischendurch mal ordentlich mein Klo sauber machen, bevor meine Geldanlageberaterin Frau Sommerhoff kommt und wieder rum meckert.” “Naja, sie hat ja Verständnis, ist dennoch empört über die Schwachmaten da draußen.” “Verübeln kann man es ihr nicht.”

 

Hellwach im Kopf, doch sehr eingeschränkt in der Motorik informiert sie sich - wie eh und je - im Internet. Menschen mit einschränkenden Bewegungsstörungen wie Zerebralparese, Multipler Sklerose, Schlaganfall und anderen neurologischen Erkrankungen können von diesem Anzug profitieren. Damit gibt es endlich eine neue, tragbare Lösung für die regelmäßige und anhaltende Reduktion der total nervenden Spastik. “Was ein Kackwort!”, denkt sie. “Wer ist hier der Spacko!?” “Ich bestimmt nicht!” “Mein Körper macht nur nicht mehr mit.” “Lasst euch gefälligst neue Wörter einfallen!” Mit diesen Gedanken informiert sie sich weiter. 

 

Nach der Stimulation der Nerven sorgt der Carry-over-Effekt für eine Wirkung bis zur nächsten Stufe, selbst wenn sie den Anzug nicht mehr trägt. Es ist ein Hilfsmittel für nahezu den gesamten Körper, der darauf ausgelegt ist, angespannte Muskeln zu entspannen und die häufig damit verbundenen Schmerzen zu lindern.

 

“Er bringt wieder Bewegung in mein Leben und ich kann wieder atmen!”, seufzt sie, hat jedoch gleichermaßen den Gedanken: “Humbug!” “Ist doch alles Quatsch!”. Schlafen kann sie dennoch nicht. Ständig denkt sie an dieses Superoutfit. “Egal! Ich kaufe das Ding jetzt!”, sagt sie sich eines Morgens, hievt sich schwerfällig und wackelig aus dem Bett, wobei sie eigentlich nur liegen bleiben möchte. Sie geht ins Wohnzimmer zum Laptop, schaut aus dem Fenster und denkt: “Oh, die Sonne scheint.” “Ein gutes Zeichen!” “Dann schauen wir mal nach dem Preis.” “Whaaat!? 9.000 EUR soll der kosten?” “Geht´s noch, oder was!?” Im Nu ist die Euphorie von 100 auf 0 in den Keller gesunken. Der Kopf beginnt wieder an zu rattern.

 

“Krankenkasse, ja, die Krankenkasse.” “Die hilft bestimmt!” 

 

So ist der nächste Schritt die Kontaktaufnahme mit der Antwort, dass dieser Anzug leider auf keiner Hilfsmittelliste steht und somit nicht übernommen werden kann. “Äääähhhh, wir haben in Deutschland ca. 300.000 betroffene kranke MS´ler". “Wie kann es sein, dass die Krankenkasse so eine neue Errungenschaft nicht bezahlt, die Unterstützung und sogar zur Regeneration verhilft?”, wird sie wieder wütend und kontaktiert Frau Sommerhoff. “Hoch, nun habe ich sie wieder verrückt gemacht.” “Doch hört sie wenigstens hin und mag ich sie.” “Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine Lösung in diesem Bereich.” “Und, wenn nicht, dann muss ich halt an mein Erspartes.” “Ja, genau!”, spricht sie mit sich selbst, "Ich will den Anzug!” Ende, Aus, Basta. “Und hat Frau Sommerhoff alles im Blick.”  

 

Der Probeanzug mittlerweile eingetroffen und ausprobiert. “Läuft. Er funktioniert wirklich. Haha!”, lacht sie. “Ja, ich will! "Ich will das Original - nur für mich!”, entscheidet sie sich sofort. Trotz sämtlicher Ablehnungen, auch nach Nachfrage bei einer anderen Krankenkasse geht es nun an das Depot. “Wenigstens das funktioniert!”, murmelt es leise im inneren Geiste. “Doch, wie geht es anderen Menschen, die nicht so eine Beraterin wie Frau Sommerhoff haben!?” 

 

“Exopulse Mollii Suit gibt mir mein Leben zurück.” Unbekannt

 

Eine kleine Geschichte mit dem Aufruf an Krankenkassen, Versicherungen und sämtliche Berater da draußen, die mit Sicherheit auch so nah an ihren Kunden sind und zudem völlig beknackt finden, wie Gesundheit funktioniert. 

 

Daniela Sommerhoff