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PHÄNOMEN ZINS.

Auf einmal gibt es wieder Zinsen und die Sparer sehen das Tages- oder Festgeld wieder als normalen Weg der Geldanlage.

 

Warum ist das so.

 

Banken gelten in den Köpfen vieler Menschen als sicherer Hafen und als ein solider Partner. "Wo denn sonst mein Geld unterbringen, wenn nicht in den Institutionen, die man kennt - dort, wo die Mitarbeiter(innen) gestriegelt und gebügelt in ihrem Auftritt glänzen und ganz besonders intellektuell wirken."

 

Wir kennen den Zustand Zinsen auf ein Guthaben zu erhalten nicht mehr - viel zu lange Zeit glänzte der Nullzins - die Doppelnull und zuletzt der Strafzins, der viele Einleger erstaunen und verärgern ließ. Aber jetzt - jetzt ist der liebe Zins wieder da und die Welt ist wieder in Ordnung.

 

Es wird in Strategie mal wieder ein gutes Gefühl vermittelt - der Sparer soll das Vertrauen zurück erlangen, sich wieder wohl fühlen, denn die Banken und sowieso unsere Politik lässt uns nicht hängen. Ein Einzelner könnte somit an dieser Stelle denken: "Es war eben eine Krise. - Die Welt ging schon des Öfteren durch Krisen." oder "Naja, der Strafzins war ja auch kein Wunder - die Pandemiezeit war nun mal ein Ausnahmezustand und der Staat beziehungsweise die Banken haben mit jeder Menge Fördergelder unterstützt. Ein vorübergehender Ausgleich ist daher ganz normal." oder "Ist ja auch kein Wunder, dass die Welt schief hängt - der böse Wolf macht ja auch wieder Unsinn und will alle Geißlein nur für sich." oder "Mir egal, alles ganz egal - wichtig ist, dass sich jetzt alles erholt und ich bekomme wieder Zinsen." 

 

Während die Sparer also brav ihre Gelder zu den Banken tragen, freuen sich diese dem Menschen zugewandten Institutionen über die Einlagen der Sparer - so können sie schön ihre Rücklagen bilden. Irgendeiner muss ja das Loch der Anleihen stopfen. So fallen still und leise unsere Unternehmen um - genannt Wirtschaft -, weil sie ihre Kredite nicht mehr tilgen können. Auch machen die Banken kaum mehr Umsatz mit neuen Darlehen, sprich die Vermittlung derer ist immens eingebrochen, eben weil sie schlicht zu teuer geworden sind und der Immobilienmarkt wohl auch nicht mehr so attraktiv. Hauptsache das Tages- & Festgeld funktioniert wieder - das attraktive Geschäft, welches in Anleihen investiert ist.

 

Anleihen - das Phänomen Zins. Das Phänomen mit der überdimensionalen Überschuldung sämtlicher Staatshaushalte. 

 

Wusstet ihr, dass Anleihen nicht in den Bilanzen abgebildet sind, also nicht abgeschrieben werden müssen, sondern nur auf ihre Fälligkeit warten? Das interessiert Niemanden. Wichtig ist und bleibt das PLUS - der "Ge(h)"winn - je nach Bank zwischen 2 bis 4 %, den es zu ergattern gibt. Auch die Inflation wird dabei ignoriert und nicht mit eingerechnet. Und, was ist, wenn die Zinsen nur ein vorübergehendes Phänomen sind - also in Kürze doch wieder weg -, allerdings die Fälligkeit noch nicht vorüber?

 

In meinen Augen stimmt da was nicht. Die Waage ist wohl kaputt. 

 

Nur mal angenommen, ...

 

Kunden ziehen ihre Gelder von den Banken ab? Was passiert dann mit den Bilanzen?

Müssen abgezogene Gelder dann abgeschrieben werden? Gelder, die ja gar keine echten Werte sind, sondern nur Zahlen - oder sagen wir Anleihen, die nur eine Schuld verschreiben. 

 

"Egal - das passiert eh nicht, denn dann würde sich der Sparer ja FÜR SICH SELBST entscheiden und gegen Verarschung."

Lustige Welt. 

 

Daniela Sommerhoff