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FROHE RESILIENZ.

Jeremy Benthams Vorstellungen davon, was Glück ausmacht, wurden während des Industriezeitalters kaum infrage gestellt.

 

Als Vordenker des Utilitarismus, also "des größtmöglichen Glücks der größten Zahl" ging Bentham davon aus, dass alles menschliche Verhalten von dem Bedürfnis gelenkt wird Lust zu erleben und Leid zu vermeiden. Seiner Ansicht nach sind wir Menschen von Natur aus Hedonisten und Utilitaristen. Wir verbringen unser ganzes Leben mit dem Versuch, unsere unersättlichen Begierden zu befriedigen. Die Werbebranche nahm Benthams Credo wörtlich und nutzte es, um Generationen dazu zu bringen, die Schätze der Erde in Form von immer neuen Produkten und Dienstleistungen zu vertilgen.

 

Schon in den 1950er Jahren beschrieb der Wirtschaftswissenschaftler Victor Lebow die Konsumkultur so:

 

“Unsere enorm produktive Wirtschaft verlangt, dass wir den Konsum zu unserem Lebensstil machen, dass wir den Kauf und Gebrauch von Waren zum Ritual erheben, und dass wir unsere Spiritualität und unser Ego im Konsum befriedigen. Wir sind darauf angewiesen, dass Dinge verbraucht, verbrannt, verschlissen, ersetzt und weggeworfen werden, und zwar immer schneller.”

 

Es würde zwar niemand behaupten, dass Armut glücklich macht, aber kann ein Übermaß an Konsum nicht auch schädlich sein?

Just als Konsumkultur ihren Höhepunkt erreichte und sich weite Teile der Bevölkerung in Schulden stürzten, aus denen sie sich nie wieder befreien könnten, wurden Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Konsum und Unglück durchgeführt.

 

Psychologen und Soziologen sowie Anthropologen kamen zu dem Schluss, dass Konsum mit der Drogensucht vergleichbar ist, und dass wir umso unglücklicher werden, je mehr wir konsumieren. Und je mehr wir besitzen, umso mehr werden wir von unseren Gegenständen besessen. Je mehr wir von unserem Besitz umgeben sind, umso mehr sind wir in künstlichen Welten gefangen und umso ferner sind wir unserer natürlichen Umwelt. 

 

Das ist umso besorgniserregender, als Wissenschaftler in den vergangenen Jahren herausgefunden haben, dass es bei der Begegnung mit der Natur nicht einfach nur darum geht, draußen unterwegs zu sein oder eine schöne Umgebung zu genießen, sondern dass Naturerfahrung eine weit größere Bedeutung für uns hat. Unsere ureigenen Körperfunktionen bis hinunter auf die Ebene der Zellen und kognitiven Funktionen hängen eng mit den Rhythmen und Strömen der Natur zusammen, aus der sie kommen und mit der sie noch immer verwoben sind.

 

Was uns wieder zur Biophilie zurückbringt: 

Wir sind uns bis in die tiefsten Fasern unseres Seins des Beistands und der Gefahren der Natur bewusst. 

 

Als Städtler bemerken wir oft nicht, wie sehr unsere Stimmungen, Verhaltensweisen und Körperfunktionen, vor allem aber unser geistiges und körperliches Wohl von unserer Beziehung zur Natur abhängen. Das zeigt sich zum Beispiel am Unterschied zwischen einem Spaziergang in der Stadt oder im Wald.

 

Während eines Waldspaziergangs sinkt der Anteil des Stresshormones Cortisol im Speichel und der Puls, auch der Blutdruck geht nach unten. Die Aktivität des Parasympathikus - das Gefühl der Entspannung - steigt durch die Bewegung, die des Sympathikus - das Gefühl von Stress - geht dagegen zurück. Das bewirkt ein einfacher Spaziergang im Wald.

 

In Japan war der Zusammenhang zwischen Natur und Gesundheit in den 1980er Jahren Gegenstand einer landesweiten Debatte. Die Arbeitnehmer waren zunehmend ausgebrannt vom belastenden und engen Stadtleben und der unermüdlichen Arbeit. Japan genoss den zweifelhaften Ruf, die erste Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft zu sein. Der Hedonismus, also die vorwiegende Suche nach Lustgewinn und Sinnesgenuss, der Japaner wurde zwar reichlich bedient, dafür wurde das Erholungsbedürfnis jedoch vernachlässigt. Etwa zu dieser Zeit kam eine neue Mode auf, das sogenannte Shinrin-yoku oder “Waldbaden” - nichts anderes als ein Waldspaziergang und eine therapeutische Übung zur Wiederherstellung des körperlichen Wohlbefindens. 

 

Die Reaktionen ließen nicht auf sich warten. Die Menschen fühlten sich wie neu geboren. Um zu überprüfen, ob das nicht nur in den Köpfen der Menschen passierte, untersuchten Wissenschaftler das Blut der Probanden nach einem gemächlichen drei bis sechs Kilometer langen Spaziergang und stellten fest, dass ihr Blutzucker sank, während er bei ähnlichen Übungen auf dem Laufband oder im Schwimmbecken um einiges weniger zurück ging. Der Unterschied war die Umgebung - die Biophilie, wie Naturfreunde sagen würden oder nennen wir es einfach "Liebe zum Lebendigen". 

 

Vor einigen Jahren werteten Wissenschaftler Untersuchungen aus verschiedenen Disziplinen aus, um zu ermitteln, welche Auswirkungen eine Naturerfahrung auf unser Wohlbefinden hat. Dabei fanden sie zweifelsfreie Belege “dass Naturverständnis und Naturerleben uns zu glücklicheren und gesunden Menschen machen”.

 

Bei der detaillierten Auswertung stellten sie fest, dass das Naturerleben starke Auswirkungen auf zehn Dimensionen des Wohlbefindens hat.

 

In diesem Sinne wünscht das FINANZKONTOR SOMMERHOFF einen erholsamen Waldspaziergang vor dem heutigen Festmahle, damit die gemeinsamen Gespräche am Tisch hochprozentig effizient und harmonisch ablaufen.

 

Einen wunderschönen Heiligen Abend.

 

(... einfach mal übernommen aus dem Buch "Zeitalter der Resilienz, mit großem Dank an einen wunderbaren Menschen, den ich kürzlich auf Reisen kennenlernen durfte.)