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VERTRAUEN.

Ich bin seit 23 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig, seit fast 17 Jahren selbständig. Begonnen hat die Reise in einem Versicherungsunternehmen mit 21 Jahren. Ich war jung, hübsch und hatte keine Ahnung, kein klares Bild, was ich mal sein will. Nur die Faszination fürs Geld war da, welche aus meiner familiären Vorgeschichte stammt und sich bis heute wiederholt.

 

Stationen waren sämtliche Abteilungen in der Versicherung bis hin zu einer bekannten Mittelstandsbank, in der ich dann mein begonnenes Nebenstudium als Fachwirtin für Versicherungen, Finanzen und Kapitalanlagen vollendete. (Die Fächer BWL, VWL und RECHT waren nebensächlicher Bestandteil - am besten schon gelernt.)

 

Mein Herz teilte mir schon sehr früh mit: “Ich will raus!” Mein geselliges und offenes Wesen, aber auch mein erworbener Eindruck sowie mein erworbenes Wissen über die Funktion und die Vorgehensweise genannter Institutionen, veranlassten mich, mit 28 Jahren in den Vertrieb zu wechseln.

 

Weitere Stationen waren Maklerpools mit dem Fokus der ganzheitlichen Beratung.

 

Ich sprang während meiner Selbstständigkeit von Maklerpool zu Maklerpool, immer auf der Suche nach einem Haus, welches zu mir passt.

 

Das heißt bestenfalls: nett, menschenfreundlich, empathisch, eigensinnig, kreativ, gesellig, kommunikativ, gefühlvoll, humorvoll, loyal, echt, natürlich, verantwortungsbewusst, unabhängig (wie sich ja Viele nennen) und “über den Tellerrand” schauend - immer bereit für Neues und für Überraschungen - ohne Einschränkung!

 

Jede Station hatte natürlich viel zu bieten. So wurde es mir gerne erzählt, vor allem erzählte man mir stets das Gleiche:

 

"Wir sind unabhängig.” “Wir haben eine un-eingeschränkte Produktpalette.” “Wir unterstützen in jeglicher Hinsicht.” “Wir sind das beste Backoffice.” “Mit uns sind Sie immer up-to-date.” “Allein ist der Weg der Selbstständigkeit nicht zu schaffen.”

 

Eines ist mir in meinen nun fast 17 Jahren Selbstständigkeit klar geworden: 

 

“Mir fehlte das Vertrauen zu mir selbst.” “Das Team, welches ich suchte, konnte ich in den genannten Institutionen nicht finden, denn die Funktion in derer ist überall gleich.”  "Vor allem aber, wissen sie nicht mehr, als ich."

 

Meine Vorstellung eines guten Finanzhauses, meine Art zu beraten, die Fähigkeit, frühzeitig Marktveränderungen und die Fähigkeit, die Notwendigkeit zu erkennen, kundenorientierte sowie wertschöpfende Produkte zu platzieren, passen dort nicht hinein.

 

Die Finanzdienstleistung verfügt heutzutage über eine Unmenge von Produkten.

 

Die Vielzahl der Vermittler oder Berater sind meist auf ein Gebiet spezialisiert und vertreiben die Produkte, die sie kennen

 

- egal, ob diese Produkte noch Sinn ergeben,

- egal, wie sich die Marktlage entwickelt,

- egal, welche Auswirkung die wirtschaftliche und geopolitische Situation auf die Produkte hat,

- egal, ob diese Produkte für den Kunden mittel- und langfristig rentabel sind,

- egal, ob die Wünsche und Ziele des Kunden beherzigt werden,

- egal, ob die Produkte einen guten Zweck für die Wirtschaft, den Menschen oder die Natur verfolgen.

 

An erster Stelle steht - der eigene Erfolg, - die eigene Kasse, - das eigene Wachstum.

 

Diese EGAL-Einstellung machte und macht mich zwischenzeitlich immer noch sehr wütend. 

 

Es gibt unzählige Produkte, die einen “Brechreiz” in mir auslösen. (Es ist, wie es ist.)

 

  • Produkte, die zum größten Teil nur “HEISSE LUFT” enthalten.
  • Produkte, die keine Substanz in sich tragen oder einfach nur überbewertet sind.
  • Produkte, die so verflochten sind, dass sie ein Kunde gar nicht mehr verstehen kann - manchmal noch nicht mal der Verkäufer. (der Leitfaden macht´s)
  • Produkte, die viel zu teuer sind und sich auf Langlebigkeit absolut nicht rechnen, außer für Institutionen.
  • Produkte, die starr und einen “Anpassungs- und Weisungscharakter” widerspiegeln.
  • Produkte, in die ein Kunde blind investiert, weil das blinde Vertrauen existiert. 
  • Produkte, die nicht nur das Portemonnaie eines Investierenden angreifen, sondern auch die Wünsche und Ziele eines Einzelnen.

Das SCHÖNE ist, dass Veränderung notwendig ist.

 

Veränderung bedeutet Loslassen von Produkten, die heute keine Sicherheit mehr verkörpern (Risikoklasse 1-3), sondern heute in die Kategorie Risikoreich (Risikoklasse 4-6) gehören. #Anlegerfragebogen mit dem Aufruf an Verfasser

 

Loslassen ist nicht einfach.

 

Es bedeutet Stillstand und somit auch eigenes Risiko, da es im ersten Schritt Mühe kostet zu erklären. Es bedeutet geduldig zu sein - in der Beratung und mit sich selbst, um das Unternehmen umzustellen. Es bedeutet Arbeit, selbst Lernen und Vertrauen - in sich selbst und in den Menschen.

 

Daniela Sommerhoff